Es ist ein langer Weg zurück in die politische
Arena, den Karl-Theodor zu Guttenberg mit seinem „Zeit“-Interview nun
beschritten hat. Ob er am Ende erfolgreich sein wird, sprich: mit
einem Amt und neuer Glaubwürdigkeit belohnt wird, ist fraglich.
Sicher, jeder hat eine zweite Chance verdient. Jeder macht Fehler.
Nur ist der Anspruch an einen, der als Kanzler gehandelt wurde und
der stets mit Verve Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit in der Politik
verlangt hat, ein anderer. Guttenberg hat (auch seine zahlreichen
Anhänger) enttäuscht. Er hat geschummelt, ja im umgangssprachlichen
Sinn auch betrogen. Wäre ein Professor ihm nicht auf die Schliche
gekommen, würde „KT“ vielleicht heute am Stuhl der Kanzlerin sägen.
Guttenberg ist aber aufgeflogen. Mit einem Interview, in dem er
reichlich verharmlosend seine hinlänglich belegte Kopier-Arbeit
verteidigt, ist die Sache nicht getan. Der Eindruck, dass eine auf
371 von 393 Seiten aus Plagiaten bestehende Dissertation nur durch
„falsche Arbeitsweise“ zustande gekommen ist, dürfte auch
Nicht-Akademiker kaum überzeugen. In der CSU ist man nicht erfreut
über Guttenbergs plötzliche Rückkehr-Bemühungen. Und ob die
Öffentlichkeit wieder in ein Guttenberg-Fieber verfällt, ist auch
fraglich.
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