Rheinische Post: Iran setzt auf China Kommentar Von Maximilian Plück

Aus Angst vor der eigenen Courage hat der sonst
so angriffslustige Iran die Entscheidung über ein sofortiges
Erdöl-Embargo gegen Europa vorerst vertagt. Der Vorgang zeigt, wie
sehr sich das Regime mit seinen Drohgebärden angesichts der
EU-Sanktionen in die Sackgasse manövriert hat. Die iranische
Wirtschaft ist auf den Verkauf des Öls dringend angewiesen; die
EU-Maßnahmen schmerzen sehr. Umso mehr könnte Teheran deshalb künftig
die nach Rohstoffen lechzende chinesische Wirtschaft umgarnen. Peking
zeigt wenig Skrupel im Umgang mit dem Mullah-Regime und hat die
Sanktionen der EU bereits kritisiert. Nur zu gerne würden die
Chinesen das günstige Erdöl aus iranischer Produktion abnehmen, das
bislang überwiegend nach Südeuropa fließt. Am Donnerstag reist Angela
Merkel zu Gesprächen nach China. Diesen Besuch sollte die Kanzlerin
dazu nutzen, um Peking von der Sinnhaftigkeit gemeinsamer, harter
Maßnahmen gegen den Iran zu überzeugen. Denn auch wenn das Land
erstmals wieder Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde
Zutritt gewährt hat, darf kein Zweifel daran bestehen: Teheran strebt
nach der Bombe. Scharfe wirtschaftliche Sanktionen sind die einzige
Sprache, die das Regime versteht.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303