Dieser Schuss ging nach hinten los: Seit Wochen
übt Peking nun schon gewaltigen Druck aus, um die Verleihung des
Friedensnobelpreises an den chinesischen Regimekritiker Liu Xiaobo zu
sabotieren. Gegen den inhaftierten Menschenrechtler läuft eine
beispiellose Verleumdungskampagne, das Nobelpreis-Komitee wird in die
Nähe einer kriminellen Vereinigung gerückt. Und nun haben die
Chinesen auch noch die lächerliche Farce einer eigenen
Friedenspreisverleihung obendrauf gesetzt, um die heute in Oslo
stattfindende Zeremonie zu kontern. Doch der Ertrag all dieser
Manöver ist kläglich: Knapp 20 Länder wollen die Verleihung
boykottieren – das ist schlimm genug, aber eigentlich nicht der Rede
wert. China hat zum Kampf der Kulturen geblasen, gegen die westlichen
Werte, die es sich nicht aufzwingen lassen will. Doch die
wutschnaubende Reaktion der Führung in Peking hat das genaue
Gegenteil des beabsichtigten Effekts erreicht. Bis vor kurzem kannte
kaum jemand Liu Xiaobo, bei uns nicht und auch nicht in China. Das
hat sich durch Pekings Kampagne gründlich geändert. Über die wahre
Natur des chinesischen Regimes, das sich zuletzt um ein weicheres
Image bemüht hatte, kann sich jetzt eigentlich niemand mehr
Illusionen machen.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303