Rheinische Post: Kommentar / Erschwerte Bedingungen für Kölner Archiv-Prozess = Von Jörg Isringhaus

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs war eines
der größten und folgenschwersten Bauunglücke der
Nachkriegsgeschichte. Zwei Menschen starben, rund 30 Kilometer
wertvolles Archivgut wurden verschüttet. Umso bedauerlicher und
unverständlicher ist es, dass sich die juristische Aufarbeitung so
lange hinzieht. Erst 2018, also rund neun Jahre nach dem Unglück,
wird das Strafverfahren voraussichtlich eröffnet. Das finale
Gutachten liegt möglicherweise erst 2020 vor. Für die Angeklagten,
für die bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung gilt,
ist das eine lange Leidensstrecke. Eine zu lange. Denn auch unter
Berücksichtigung der besonderen Umstände ist es schwer
nachvollziehbar, dass die Begutachtung des Schadens nicht schneller
vonstattengeht – die erneute Ankündigung, dass sich das Gutachten
womöglich um zwei Jahre verzögert, muss für die Beteiligten ein
Schlag ins Gesicht sein. Denn es bedeutet auch: Eine Urteilsfindung
wird so deutlich erschwert. Und die Chance auf eine Reinwaschung
sinkt. Werden doch Zweifel an der Unglücksursache wohl nicht
endgültig auszuräumen sein. So ist dieser Prozess vielleicht schon
zum Scheitern verurteilt, bevor er begonnen hat.

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