Rheinische Post: Kommentar: Linke Probleme

Als sich Franz Müntefering, damals das
SPD-Schwergewicht im Kabinett, 2007 aufs Private und die Pflege
seiner Ehefrau konzentrierte, traf die Kanzlerin den rechten Ton: Die
Entscheidung zeige, dass es Lebenssituationen gebe, die wichtiger
seien als die Politik. So wie Müntefering verdient heute Linke-Chefin
Gesine Lötzsch Respekt für ihre politische Verzichtserklärung
zugunsten ihres erkrankten, betagten Ehemannes. So viel zum
menschlichen Aspekt im Falle Lötzsch. Politisch bildete die ernste
Ostdeutsche zusammen mit dem lebensfrohen Bayer Klaus Ernst ein
Gespann, das zwischen ideologischem Furor und sonderbarem Verhalten
das Abgestandene, Vernagelte ihrer Partei verkörperte. Man wusste
nie, ob man über die beiden lachen oder den Kopf schütteln sollte.
Die Ein- und Rückschläge für die Partei mit der SED in der Ahnenreihe
kommen näher. Ob ein Seniorenduo aus dem undurchsichtigen Gysi und
dem SPD-Hasser Lafontaine die Linke in die Wahl 2013 führen wird, ob
die rote Sonne Wagenknecht über ihr aufgeht – zum Lebenselixier der
Linkspartei fällt einem der große Churchill ein: „Sozialismus ist die
Philosophie des Versagens, das Glaubensbekenntnis des Neids und das
Credo der Ignoranz.“

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621