Rheinische Post: Kommentar: Nordkorea macht Angst

Der Raketen-Fehlstart ist kein Grund zur
Entwarnung – im Gegenteil: Die bizarre Diktatur in Pjöngjang hat
allen internationalen Warnungen zum Trotz den Flugkörper tatsächlich
abgefeuert. Dass Nordkorea mit dieser Machtdemonstration gescheitert
ist, macht die Lage sogar noch bedrohlicher. Das blamierte Regime
dürfte nun seine Anstrengung verdoppeln, einen erfolgreichen
Atomwaffentest folgen zu lassen. Er wird bereits vorbereitet, belegen
Satellitenfotos. Parallelen zum ebenfalls nach der Bombe strebenden
Iran drängen sich auf. Die Sorge wächst, dass diese Eskalation nicht
mehr zu stoppen ist und in einer Katastrophe endet. Wer welche Rolle
spielt im abgeschotteten Nordkorea, das gibt Raum für Spekulationen.
War es das mächtige Militär, das Kim Jong Un die Muskeln zeigte?
Wollte sich der junge Diktator den Generalen als entschlossener
Führer darstellen? Handelten sie gar gemeinsam, um mit dieser neuen
Drohgebärde auf internationaler Bühne mehr Zugeständnisse erpressen
zu können? Tatsache ist: Der Raketenstart hat die Hoffnung auf ein
Tauwetter in der spannungsreichen Region zunichtegemacht. Vor allem
die USA hatten gehofft, dass Kim Jong Un offener sein würde als sein
kürzlich verstorbener Vater Kim Jong Il. Doch Nordkorea hat eine neue
Eiszeit in Asien provoziert. Sie lässt auch im fernen Europa
frösteln.

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