Rheinische Post: Kommentar / Obamas irakische Bürde = Von Matthias Beermann

Amerikanische Präsidenten können es niemandem
recht machen. Entweder wirft man ihnen Einmischung vor, oder aber
Untätigkeit. Das ist nicht sehr fair, und es geht auch am
eigentlichen Manko amerikanischer Außenpolitik vorbei. Die erlitt
ihre größten Niederlagen durch mangelnde Voraussicht, noch häufiger
aber durch fehlende Beständigkeit. So war es auch im Irak. Erst wurde
das Land zerstört, dann folgte ein konzeptionsloser Versuch, es
wieder zusammenzusetzen. Dann verlor Amerika das Interesse. Wir
Europäer übrigens auch. Nun ist der Irak wieder da, und die Lage
erscheint bedrohlicher denn je. Obamas Politik der Zurückhaltung, so
nachvollziehbar sie sein mag, hat die radikalsten Kräfte in der
Region gestärkt. Diesen Brandherd auszutreten, wird nicht leicht sein
und ist gewiss keine rein militärische Aufgabe. Verantwortlich für
das Desaster im Irak ist vor allem der schiitische Ministerpräsident
Nuri al Maliki mit seiner sektiererischen Politik, die erst die
Voraussetzung für den Vormarsch der Islamisten schuf. Aber
verantwortlich ist auch Obama. Dem sollte er sich endlich stellen.

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