Rheinische Post: Kommentar: Pflege-Irrtum

Wer kranke Angehörige pflegt, verdient alle
Achtung. Pflegearbeit ist oft körperlich anstrengend und psychisch
belastend. Häufig muss der Pflegende Tag und Nacht im Einsatz sein –
und das über eine lange Zeit, was für Arbeitnehmer kaum zu
organisieren ist. Daher ist es gut, dass sich Familienministerin
Schröder Gedanken gemacht hat, wie die Gesellschaft Pflegende
unterstützen kann. Nicht überzeugend ist, was dabei herausgekommen
ist. Denn die Ministerin lädt das Problem einfach bei den
Arbeitgebern ab. Die können nun sehen, wie sie den Rechtsanspruch auf
eine zweijährige Pflegezeit organisieren. Das dürfte vor allem für
viele kleine Betriebe ein Problem werden. Als Rot-Grün einst für
junge Eltern einen Rechtsanspruch auf Teilzeit formulierte, hatte die
Union noch aufgeschrien. Doch inzwischen ist es Mode geworden,
allerlei sozialpolitische Geschenke zu Lasten der Betriebe zu
verteilen. Den Sozialausgleich im Gesundheitsfonds? Sollen nach dem
Willen der Bundesregierung die Betriebe organisieren. Fünf Monate
Mutterschutz nach der Geburt des Kindes? Sollen nach dem Willen der
EU die Betriebe bezahlen. Da darf man sich nicht wundern, wenn es
unattraktiv wird, sozialversicherungspflichtige Jobs zu schaffen.

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