Rheinische Post: Kommentar: Ratlose Euro-Retter

Der Euro wird mehr und mehr zum Schicksal
Europas. Und die Rettung scheint derzeit ferner denn je. Trauten vor
wenigen Wochen die meisten noch Kanzlerin Merkel zu, mit der Krise
verantwortlich und angemessen umzugehen, so macht sich jetzt
Ratlosigkeit breit. Den eigenen Bürgern sind die ständig neuen
Milliardenhilfen nicht zu vermitteln. Zugleich bestrafen die
Finanzmärkte Schuldenländer wie Spanien und Italien mit Rekordzinsen,
die jede Besserung verhindern. In Griechenland gerät sogar das
öffentliche Leben gänzlich aus den Fugen, Gesundheitsleistungen
werden verweigert, Konten leer geräumt, Geschäfte geschlossen. In der
so fröhlichen Mittelmeer-Region machen sich Resignation und
Verzweiflung breit. „Europa steht am Wendepunkt“, sagt Merkel. Sie
hat recht, aber kein Rezept. Die Wirtschafts- und Sparmaßnahmen
allein reichen jedenfalls nicht aus. Europa kann den Euro nur retten,
wenn es den engeren politischen Zusammenschluss wagt. Die
Schuldenländer müssen ihre Etat-Hoheit aufgeben, die Geber-Staaten
müssen mit ihrer Bonität einspringen. In Umkehrung des
bekanntenMerkel-Zitats gilt: Europa darf jetzt nicht scheitern. Sonst
scheitert der Euro. Und damit Stabilität und Wohlstand.

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