Rheinische Post: Kommentar: Sprit und Staat

Der Zorn der Autofahrer ist verständlich: Der
Benzinpreis hat mit 1,70 Euro einen neuen Rekord erreicht. Dafür gibt
es viele Gründe: echte und fadenscheinige. Zu den fadenscheinigen
gehört der schwache Euro, den die Mineralölkonzerne anführen. Der
Euro hat vor Jahren schon viel tiefer notiert, ohne dass dies derart
durchgeschlagen wäre. Zu den wahren Gründen für die hohe Rechnung
zählt der Staatsanteil: Mehr als die Hälfte dessen, was der Fahrer an
der Tankstelle zahlt, geht an den Fiskus. Es wäre für den Staat ein
leichtes, die Verbraucher zu entlasten, indem er die Abgaben auf
Kraftstoffe senkt. Doch Bundeswirtschaftsminister Rösler propagiert
lieber Preismeldestellen. Die mögen die Schwankungen über den Tag
dämpfen, das Grundproblem lösen sie aber nicht: Auf Dauer werden die
Benzinpreise noch viel weiter steigen, weil die weltweiten
Ölvorkommen begrenzt sind und die Nachfrage aus Boomländern wächst –
auch Chinesen mögen“s mobil. Helfen kann dem deutschen Verbraucher
nur eins: Beim Kauf des nächsten Autos mehr auf spritsparende Technik
als auf die PS-Zahl zu achten. Und so die Hersteller zu zwingen, hier
viel mehr zu investieren. Wenn die hohen Benzinpreise als
Innovationspeitsche wirken, haben sie wenigstens einen Sinn.

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