Rheinische Post: Kommentar / Verhängnis Sterbehilfe = Von Lothar Schröder

Dies sollten wir uns zuallererst eingestehen:
dass niemand ermessen kann, was es heißt, die letzten Wochen und
Monate seines Lebens mit großen, mitunter unerträglichen Schmerzen
fristen zu müssen. Was es heißt, wenn die Qual zur einzigen
Perspektive wird. Das aber darf uns nie freisprechen von der
Verantwortung, eine entschiedene Position zur Sterbehilfe einzunehmen
– und jetzt auch zur Sterbehilfe für Minderjährige, wie sie in
Belgien legalisiert werden soll. Was für eine Vorstellung, die Eltern
über den Tod ihres Kindes entscheiden zu lassen und sie damit zu
verzweifelten Mittätern zu machen. Diese Schuldfrage wird untragbar
sein. In Belgien wurde die aktive Sterbehilfe bereits vor zehn Jahren
erlaubt. Nun zeigt sich, dass bei entsprechender Gewöhnungszeit
weiter und unerhörter gedacht und vielleicht auch exekutiert wird.
Und sollte es nur ein einziger Fall sein, so wird er doch unser
Menschenbild verändern: Wir wollen das Leben zunehmend als etwas
Gemachtes und von uns Gestaltetes sehen, nicht mehr als etwas
Gegebenes. Ein Irrtum, den man verhängnisvoll nennen muss.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621