Rheinische Post: Kommentar / WM-Land im Aufruhr = Von Robert Peters

In Salvador, dem ersten Spielort der deutschen
Mannschaft bei der WM in Brasilien, gab es bei Unruhen 39 Tote.
Dagegen mutet die Bilanz der Krawalle von Rio fast schon bescheiden
an, ein Mann wurde erschossen. Längst ist aber deutlich, dass die WM
kein Fall für Fußball-Romantiker wird. So will der Weltverband Fifa
sein Turnier nämlich verkaufen, als eine Art Verbeugung vor der
großen sportlichen Tradition und dem Zauber brasilianischer
Lebensart. In Wirklichkeit geht es um Gewinnsteigerung, die
Erschließung neuer TV-Märkte und die Bedienung der Großsponsoren. Die
verdienen neben dem Milliarden Euro schweren Verband am besten. Der
Gewinn für Brasilien ist noch nicht ermittelt. Sicher aber ist, dass
sich an den beängstigenden sozialen Unterschieden nichts ändern wird
und dass bei den Armen gar nichts von all den vielen hundert
Millionen Euro ankommen wird, die mit dem Turnier umgesetzt werden.
Das lassen sich die Armen nicht mehr gefallen. Sie werden auch beim
Turnier keine gute Miene zum bösen Spiel machen. Es werden unruhige
Wochen in Brasilien.

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