Rheinische Post: Kommentar zu NRW-Sekundarschulen: Erfolg mit Fußangeln

Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:
Die Sekundarschule ist so etwas wie der Verkaufsschlager im
politischen Bauchladen von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann.
Mindestens 39 neue Schulen zum Sommer, 42 bereits im vergangenen Jahr
– in wenigen Monaten hat jede fünfte Kommune im Land eine
Sekundarschule. Das ist ein großer Erfolg für Löhrmann und ihr
Lieblingsprojekt. Zugleich ist der Wandel nicht so reißend, dass er
unkontrollierbar wäre. Dennoch hat er seine Fußangeln. Auf mittlere
Frist werden Sekundarschulen nicht mehr Ausnahme, sondern Regel sein.
Dann droht auf breiter Front, was bereits jetzt in Einzelfällen
erkennbar wird: ein Hauen und Stechen der Kommunen um die immer
weniger werdenden Schüler. Löhrmann dürfte spätestens dann nicht
umhinkommen, den freien Wuchs der Sekundarschulen einzuhegen. Besser
wäre, sie entschlösse sich schon früher zu mehr Steuerung – etwa
indem sie Sekundarschulen stärker fördert, bei denen mehrere Kommunen
zusammenarbeiten, um auf diese Weise bittere Verteilungskämpfe zu
mildern. Ungezügelte Marktwirtschaft ist doch auch sonst nicht nach
rot-grünem Geschmack. Warum sollte es in der Schulpolitik anders
sein?

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