Rheinische Post: Kommentar zum Umgang mit dem Islam: Deutschland und seine Muslime

Die Vereinbarungen der Stadt Hamburg mit
muslimischen Verbänden öffnen ein neues Kapitel in der deutschen
Grundsatzdiskussion über die Rolle des Islam. Was in Hamburg nach
immerhin fünfjährigen Verhandlungen herauskam, macht Mut: Im Sinne
eines aufgeklärten politischen Rationalismus, der sich seiner
religiösen Wurzeln bewusst ist, deklinieren die Verträge das Motto
„Gleiche Rechte, gleiche Pflichten“ anhand des bürgerschaftlichen
Alltags. Die Muslime bekennen sich zu Demokratie und Rechtsstaat und
werden im Gegenzug etwa bei der Handhabung der Feiertage
gleichgestellt. Die Stadt Hamburg hat recht, wenn sie die
Vereinbarung (lediglich) als eine Geste bezeichnet – rechtlich nötig
war sie nicht, sogar heikel; schließlich ist der Islam keine
öffentlich-rechtliche Körperschaft und damit ein juristisch bisweilen
nicht recht fassbares Gegenüber. Oft aber bewirken Gesten mehr als
Verwaltungsvorschriften. Die Reaktion der Kirchen weist jedenfalls in
die richtige Richtung: Alles, was den Islam in Deutschland aus dem
Halbdunkel der (gegenseitigen) Missverständnisse und Vorurteile ins
Licht der demokratischen Debatte holt, ist zu begrüßen. Wenn das am
Ende dazu führt, dass die Republik wieder intensiver über die Rolle
der Religion diskutiert, dann ist das umso besser. Und keineswegs der
Untergang des christlichen Abendlands.

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