Rheinische Post: Kommentar zur Berufsempfehlung für Zehntklässler im Zeugnis: Lebensentwürfe vom Lehrer

Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht. Neunt-
und Zehntklässler in Nordrhein-Westfalen sollen, so plant es die
rot-grüne Landesregierung, künftig zusätzlich zum Zeugnis eine
„Übergangsempfehlung“ bekommen, die geeignete Ausbildungen und Berufe
aufzeigt. Was auf den ersten Blick sinnvoll scheint, dürfte sich für
viele Jugendliche als frustrierend erweisen. Zuzugeben ist: Hinter
dem Plan steckt die richtige Erkenntnis, dass die nackten Fächernoten
sowohl Schülern als auch potenziellen Arbeitgebern oft nicht genug
Orientierung über Eignung und Neigung für einen bestimmten Beruf
geben. Mehr Einordnung kann daher sinnvoll sein. Ob flächendeckende
Berufsempfehlungen allerdings der richtige Weg sind, darf bezweifelt
werden. Noch 2010 wehrte sich Rot-Grün mit Händen und Füßen gegen
alle möglichen (auch eingebildeten) „Bildungsschubladen“, in die
Kinder angeblich unbarmherzig wegsortiert wurden. Das Credo von
damals soll heute vergessen sein? Wie viel Überwindung wird es einen
15-Jährigen kosten, sich trotz „falscher“ Empfehlung um seinen
Traumberuf zu bewerben? Und die Beschwerdeverfahren gegen als
ungerecht empfundene „Empfehlungen“ mag man sich erst gar nicht
vorstellen. Vernünftig wäre es, die Empfehlungen nur einem kleinen
Kreis echter Problemschüler mitzugeben. Das reicht.

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