Man mag es als „typisch deutsch“ abtun, wenn
wir unsere Besten mit kritischem Blick verfolgen. Wenn ein Klub für
Mesut Özil 50 Millionen Euro zahlt, wären viele Nationen stolz, so
einen kostbaren Profi hervorgebracht zu haben. Wir aber fragen lieber
mit skeptischem Unterton: Kann ein Fußballer so viel wert sein? Jetzt
steht in Thomas Bach erstmals ein Deutscher an der Spitze des
Weltsports. Doch es hallt kein kollektives „Wir sind IOC-Präsident“
durchs Land, sondern man fragt sich, wie dieser Mann in der
Geheimwelt der Sportpolitik so weit kommen konnte. Der Claqueur Franz
Beckenbauer, der für Bachs Wahl gar ein Gebet gesprochen hat, wundert
sich: „Ausgerechnet in seinem Heimatland wird er attackiert.“ Die
kritische Auseinandersetzung mit einem Mann, der in der bestenfalls
halbdemokratischen Welt des IOC Karriere gemacht hat, darf im Land
seiner Herkunft nicht zu kurz kommen. Bach repräsentiert Deutschland
weltweit. Und seine Repräsentanten sollte man sich besonders genau
anschauen. Wenn das „typisch deutsch“ ist, dann ist es gut.
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