Wenn es etwas gibt, dass die Volksseele
erzürnt, dann sind es steigende Spritkosten. Und weil Autofahrer
meist über 18 Jahre alt und damit Wähler sind, muss etwas passieren
bei Dieselhöchstpreisen von fast 1,50 Euro – so etwa könnten die
Überlegungen von Wirtschaftsminister Philipp Rösler ausgesehen haben
vor der Ankündigung, nun die Freien Tankstellen stärken zu wollen.
Ein aktionistischer Plan zwar, aber doch kein schlechter Schachzug.
Denn Freie Tankstellen sind ein wichtiger Faktor in einem Markt, der
vorwiegend von fünf großen Konzernen beherrscht wird: Aral/BP, Shell,
Jet, Esso und Total vereinen 72 Prozent des Absatzes auf sich. Das
Kartellamt hat das bereits im Sommer dieses Jahres als Oligopol
kritisiert. Die Marktmacht der großen Konzerne ist mit einem
Besserstellen der Freien Tankstellen jedoch nicht zu brechen – es
wäre ein Tropfen auf den heißen Stein. Wollte er wirklich Strukturen
aufbrechen, müsste Rösler härter gegen die mächtige Kraftstoffbranche
vorgehen. Etwa in Form eines Entflechtungsgesetzes, mit dem
Großkonzerne gezwungen werden könnten, sich zu verkleinern. Der
Aufschrei in der Wirtschaft wäre groß – offenbar zu groß für einen
Liberalen wie Philipp Rösler.
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