Zwischen Altkanzler Helmut Kohl und seiner
einstigen politischen Ziehtochter Angela Merkel besteht kein allzu
inniges Verhältnis. Deshalb würde es nicht überraschen, wenn Kohl
seine Nachfolgerin im vertraulichen Gespräch tatsächlich heftig
kritisiert hätte. Er hätte auch allen Grund dazu. Denn die Kanzlerin
zeigt sich auf der Höhe der Euro-Krise unentschlossen und mutlos. So
sehr sie mit beherzten Schritten in den Jahren 2008 und 2009 der
Banken- und Finanzkrise Herr wurde, so sehr lässt sie sich nun von
den Ereignissen treiben, bisweilen ängstlich die letzten
Umfrageergebnisse im Sinn. Dazu passt ihr Krisenmanagement, das sie
regelmäßig abrupten Kehrtwenden unterzieht. Sagte sie zu Beginn der
Griechenland-Krise, das Land erhielte keinen Cent aus der Euro-Kasse,
peitschte sie schon Wochen später ein Milliarden-Hilfspaket durch den
Bundestag. Auch ein zweites Programm schloss sie aus, bis sie dann
von den aggressiven Finanzmärkten eines Besseren belehrt wurde.
Schließlich sagte sie kategorisch Nein zu einem Schuldenschnitt, den
sie nun gestern nicht ganz ausschließen wollte. Führung sieht anders
aus. Erst recht, wenn es um die Rettung der europäischen Währung
geht.
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