Rheinische Post: Merkels Gipfel Kommentar Von Michael Bröcker

Bundeskanzlerin Merkel steckt nach dem Rauswurf
ihres Mitarbeiters Norbert Röttgen in einer handfesten
Koalitionskrise. Auf den Gipfeln dieser Welt ist davon wenig zu
sehen. Gelassen und bestimmt agierte die deutsche Regierungschefin
beim Alphamänner-Treffen G 8. Das Veto der Mächtigen gegen
schuldenfinanzierte Konjunkturpakete und Barack Obamas Bekenntnis zu
Strukturreformen und fiskalischer Disziplin sind ein Erfolg für die
Kanzlerin. Frankreichs Präsident Hollande hat in Europa zwar
gewichtige Fürsprecher für seine ausgabenfreundliche Politik und die
Idee einer Schuldenhaftungsgemeinschaft, doch Merkel hat
demonstriert, dass sie keine finanziellen Geschenke verteilen will.
Egal wie angeschlagen sie in der Heimat ist. Erstmals könnte im
Herbst 2013 die Außenpolitik über eine deutsche Kanzler-Wiederwahl
entscheiden. Wie Merkel die Euro-Krise handhabt, davon dürfte
abhängen, ob die SPD eine Wechselstimmung im Land erzeugen kann.
Ausländische Staatschefs setzen jedenfalls ihre Hoffnungen in Merkel.
Sogar US-Präsident Obama, weil er für seine Wiederwahl einen
wirtschaftlich erstarkten Handelspartner Europa braucht. Und die
Wirtschaftskraft in Europa ist derzeit nur Deutschland.

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