Brutale Säuberungen im Politkader, groteske
Militärparaden, überfüllte Straflager – Stalins letztes Gespenst
irrlichtert in Asien. Sehr ähnlich dem einstigen Sowjet-Herrscher
regiert ein unberechenbarer Kim Jong Un das Armenhaus Nordkorea. Gab
der kindlich wirkende Mann zunächst eher Anlass zur Belustigung, so
ist dies spätestens nach der Hinrichtung seines Onkels leisem
Schauder gewichen. Nordkorea ist nur scheinbar beruhigend weit weg.
Diese Diktatur ist gefährlich: Gleich zu Beginn seiner Amtszeit hat
Kim mit der Atombombe gedroht. Was ist sein Ziel? Wie viel hat er
wirklich zu sagen? Die wachsende Besorgnis in Asien ist verständlich.
Eine Wiedervereinigung ähnlich der deutschen, die beste Lösung für
die unterdrückten, hungernden Menschen, ist zurzeit undenkbar. China
wird nicht wollen, dass der Norden vom Süden übernommen wird und
damit der Einflussbereich der USA weiter wächst. Doch nur Peking und
Washington können einen Amoklauf Kims verhindern. Die Hinrichtung des
Onkels ist kein innenpolitischer Vorgang. Sie ist eine Warnung für
die Welt, bei Despoten nicht wegzusehen.
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