Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Dass die Londoner Boulevardblätter ihr Geschäft mit besonders
rüden Methoden betreiben, ist für die Briten nicht neu. Die
kriminelle Energie jedoch, mit der sich die Reporter der „News of the
World“ über sämtliche journalistischen Regeln und über das Gesetz
hinwegsetzten, verschlägt selbst unseren abgebrühten Nachbarn den
Atem. Nun wird das auflagenstärkste Skandalblatt Großbritanniens
dichtgemacht. Sein Besitzer, Medienzar Rupert Murdoch, betreibt
radikale Schadensbegrenzung: Ihm geht es um die Geschäfte seines
globalen Imperiums, die durch den Skandal Schaden nehmen könnten.
Doch es geht um mehr. Der Abhörskandal hat die Reputation der
Londoner Politik schwer beschädigt, weil er zeigt, wie sehr die
Grenzen zwischen Regierung, Lobbyisten und Medien schon verschwommen
sind. Die Nähe der Politiker zu den Medien und zu den Bossen hat ein
Ausmaß erreicht, das die älteste parlamentarische Demokratie der Welt
bedroht. Premier David Cameron, der zeitweilig einen von Murdochs
Journalisten als PR-Berater beschäftigte, hat jetzt die Aufklärung
der Affäre versprochen. Das ist das Mindeste. Aber darüber hinaus
werden die Briten ihre Anforderungen an die Transparenz und die Moral
der politischen Eliten verschärfen müssen.
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