Rheinische Post: Netanjahus Fehler

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Der Vorfall liegt schon mehr als zwei Jahre zurück: Am 31. Mai
2010 waren neun Türken an Bord des türkischen Kreuzfahrtschiffes
„Mavi Marmara“ von israelischen Soldaten getötet worden, als Hunderte
pro-palästinensische Aktivisten versuchten, trotz aller Warnungen
eine von Israel verhängte Seeblockade vor dem Gazastreifen zu
durchbrechen. Die israelische Armee konnte später mit Videoaufnahmen
belegen, dass die Soldaten erst schossen, als sie brutal angegriffen
wurden. Aber das machte die Sache nicht besser. Israel erntete
international scharfe Kritik, und das Verhältnis zum einst engen
Verbündeten Türkei ist bis heute eisig. Immerhin, und das ist keine
Selbstverständlichkeit in der Region, hat Israel den Zwischenfall
einer ehrlichen Selbstkritik unterzogen. Nun prangert ein
Untersuchungsbericht die Fehler an, die die Regierung damals begangen
hat. Mangelhafte Einschätzung, fehlende Prüfung von Alternativen zum
gewaltsamen Aufbringen des Schiffes, Ignorieren von Warnungen des
Militärs – die Liste ist lang. Und verantwortlich dafür ist allen
voran Premierminister Benjamin Netanjahu, der bisher jedoch eine
offizielle Entschuldigung für den Vorfall abgelehnt hat. Er sollte
sich jetzt zu seinem Fehler bekennen.

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