Rheinische Post: Piraten kommen Kommentar Von Reinhold Michels

Verkörpert die Piratenpartei womöglich eine
starke Bewegung, deren Zeit gekommen ist und die deshalb unaufhaltsam
wie eine Riesenwelle in die Parlamente, also im Mai auch in den
NRW-Landtag, schwappt? Ein Blick auf das am Wochenende zwischen Prag
und Dortmund, Saarbrücken, Kiel und Magdeburg erlebbare
Piraten-Phänomen lässt noch kein abschließendes Urteil über die
Emporkömmlinge zu. Interessant sind sie allemal. In Prag strebten
Piraten zur Europäisierung ihres Projekts. In Kiel blamierten sich
Piraten als Abschreiber beinahe Guttenberg“scher Wurstigkeit. In
Magdeburg forderten sie infantil ein Wahlrecht ab 12. In Saarbrücken
und Dortmund wurde ein Manko der in dieser Hinsicht Zeitgeist
resistenten Männerpartei offenbar: Es fehlen „Piratinnen“ an Bord.
Der Piraten-Parteitag in Dortmund war bei allen Zweifeln an der
Weisheit von Beschlüssen zur Schul- und Sicherheitspolitik doch auch
dies: ein Beispiel für Sachlichkeit, die sich wohltuend abhob von
Erinnerungen an die Anfänge der Grünen, die sich einst erschreckend
unreif und oft geifernd aufführten. Der Unterschied könnte daran
liegen, dass die Piraten-Spitze in NRW vorwiegend aus Menschen
besteht, die auf festem beruflichem Grund stehen.

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