Rheinische Post: Probe für Hollande

Wie belastbar ist die deutsch-französische
Zusammenarbeit seit dem Amtsantritt des Sozialisten François
Hollande? Auf diese Frage gibt es immer noch keine verlässliche
Antwort. Dabei wäre Verlässlichkeit gerade jetzt dringend nötig. Es
gibt keinen Zweifel daran, dass Europa die Schulden-Krise nur dann
bewältigen kann, wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang
ziehen. Meinungsverschiedenheiten zwischen Berlin und Paris hat es
zwar auch früher schon gegeben. Aber erst Hollande hat seine
Differenzen mit Kanzlerin Merkel ungeniert zu politischen Zwecken
instrumentalisiert, indem er sich als selbst ernannter Fürsprecher
der schuldengeplagten Südländer gegen deutsche Sparforderungen
positionierte. Das mag dem gallischen Ego geschmeichelt haben, ist
aber brandgefährlich. Denn Frankreich steht selbst vor dramatischen
wirtschaftlichen und finanziellen Problemen. Hollande muss in diesem
Herbst beweisen, dass er den Mumm hat, sie energisch anzugehen.
Sollte er nämlich bei seinem Kurs bleiben – nur zögerliche Reförmchen
im eigenen Land und Unterstützung für eine Aufweichung der Sparziele
in den Südländern -, ist der Euro so gut wie tot. Das sollte ihm
Angela Merkel schnell klarmachen. Bei aller Freundschaft.

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