Rheinische Post: Sanfter Steinbrück = Von Michael Bröcker

Als witzig, klug und verlässlich hat Peer
Steinbrück vor 2009 Bundeskanzlerin Merkel beschrieben. Nun muss der
SPD-Politiker als Kanzlerkandidat gegen seine frühere Chefin wettern.
Dieser Positionswechsel ist nicht ganz einfach, wie gestern im
Bundestag zu erleben war. Peer Steinbrück kritisierte und mäkelte
gegen die Regierungschefin. Doch eine richtige Attacke konnte und
wollte der Ex-Finanzminister nicht reiten. Die SPD-Strategen hatten
davor auch gewarnt. Einen keifenden Kandidaten mag das Volk nicht,
zumal die Kanzlerin beliebt ist. Also versuchte Steinbrück
„kanzlerhaft“ zu wirken, gezielt und ruhig die Defizite der
Merkel“schen Europapolitik herauszuarbeiten. Er wollte jene
europäische Erzählung liefern, die er so oft von Merkel eingefordert
hatte. Das gelang teilweise, aber nicht mit großer Durchschlagskraft.
Steinbrück selbst mäandert durch diese komplexe Krise. Er war mal
Kritiker eines Verbleibs der Griechen im Euro-Land, auch die
Eurobonds will der Ökonom nicht wirklich. Ein überzeugendes
Gegenmodell konnte Steinbrück gestern auch nicht liefern. Aber er
bewies nicht nur als gewitzter Redner, dass die Kanzlerin in den
Reihen der SPD nun tatsächlich den stärksten Gegner bekommen hat.

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