Rheinische Post: Schavan gewinnt wieder Oberhand = Von Eva Quadbeck

Wenn Politiker im Kreuzfeuer der Kritik stehen,
gehen oft die Nerven mit ihnen durch. Nicht selten ist es am Ende der
Umgang mit der Krise und nicht die Krise selbst, der sie zum
Rücktritt zwingt. Bei Ex-Bundespräsident Christian Wulff war das so –
die Drohungen auf der Mailbox des „Bild“-Chefredakteurs waren der
Anfang vom Ende. Bildungsministerin Annette Schavan zeigt sich
bislang äußerst nervenstark. Wenige Tage nach dem für sie sicherlich
schlimmsten Moment ihrer politischen Karriere gewinnt sie in der
Debatte um ihre Doktorarbeit wieder die Oberhand. Zunächst
versicherte sie sich des Rückhalts der Kanzlerin. Dann sorgte die
bestens vernetzte Politikerin diskret dafür, dass Wissenschaftler,
Kirchenleute und Parteifreunde Solidarität bekunden und die Uni
Düsseldorf kritisieren. Das war klug und auch angemessen. Schließlich
hat die Indiskretion vom Rhein die Ministerin ins Trudeln gebracht.
Ihre Taktik – öffentlich kämpfen, viel telefonieren, juristisch
agieren – geht bislang auf. Dass sie der Uni einen Maulkorb
verpasste, ist ein geschickter Zug. Zum Prüfverfahren darf nun von
offizieller Seite nichts mehr ohne ihr Einverständnis veröffentlicht
werden. Das gibt der Ministerin die nötige Atempause, Stellung zu den
Täuschungs-Vorwürfen zu nehmen. Gerettet ist sie noch nicht.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621