Ein Kommentar von nSven Gösmann:
Es fällt schwer, ausgerechnet Horst Seehofer für Aufrichtigkeit
und Ernsthaftigkeit in der Politik zu loben. Mit seinem ZDF-Interview
allerdings hat sich der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef in
herzerfrischender Weise aus der Riege der Herumdruckser und
Sprachbaustein-Lieferanten des politischen Alltagsgeschäfts
verabschiedet. Seehofer redete nicht nur von klarer Kante, er bügelte
sie persönlich in die Medienlandschaft: „Das können Sie alles senden,
machen Sie eine Sondersendung, servus!“ Es waren unmissverständliche
Botschaften an die Frau Kollegin Parteivorsitzende von der CDU: Ein
„Desaster mit Ansage“ wie das der Union in Nordrhein-Westfalen hätte
von der CDU-Führung verhindert werden können. Zumindest hätte sie
einen ernsthaften Versuch unternehmen müssen. Aus Kalkül an Norbert
Röttgen als Bundesumweltminister festzuhalten und somit das national
bedeutendste Regierungsprojekt, die Energiewende, einem politisch
Schwerbeschädigten anzuvertrauen, kann nicht nur Seehofer schwer
nachvollziehen. Gut gebrüllt also, bayerischer Löwe. Nun ist es
jedoch an Seehofer, seinem Ehrlichkeitsanfall eine berechenbare
Politik folgen zu lassen, von Betreuungsgeld bis Steuerpolitik. Erst
dann wird aus dem Interview-Helden ein Ministerpräsident, der um
seine Wiederwahl 2013 nicht fürchten muss.
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