Rheinische Post: Spanien braucht Zeit

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Das Schicksal des Euro, es wird sich wohl in Spanien entscheiden.
Wenn Griechenland, was in diesen Tagen durchaus nicht mehr
ausgeschlossen scheint, in Kürze aus der Gemeinschaftswährung
aussteigen sollte, müsste Europas fünftgrößte Volkswirtschaft
standhalten, um den gefürchteten Domino-Effekt von Staatspleiten zu
verhindern, die dann auch Italien und sogar Frankreich in ihren Sog
ziehen könnten. Soviel zu Außensicht. Für die Spanier selbst spielen
solche strategischen Erwägungen verständlicher Weise nur eine
zweitrangige Rolle. Sie erleben gerade, wie ihr Land in der Rezession
versinkt, die Arbeitslosenzahlen unentwegt steigen und nun auch noch
ihre Banken vor dem Zusammenbruch stehen – und dies trotz aller
Opfer. Zwar hat Ministerpräsident Rajoy angekündigt, dass Spanien die
vereinbarten Sparziele für dieses Jahr nicht ganz einhalten wird.
Aber er ist auf dem richtigen Weg. So wurden entscheidende Schritte
eingeleitet, um Spanien wieder wettbewerbsfähig zu machen. Dazu
gehört auch eine radikale Arbeitsmarktreform nach dem Beispiel der
deutschen Agenda 2010. Allerdings benötigen solche Maßnahmen Zeit, um
ihre Wirkung zu entfalten – Zeit, die das Land möglicherweise nicht
mehr bekommt.

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