Rheinische Post: Trauer um Kinder

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Die Kinder waren zwischen zehn und zwölf Jahren alt, sie hatten
eine schöne Klassenfahrt hinter sich, und ihre Eltern hatten sich
schon auf das Wiedersehen gefreut. Doch dann endete das noch so junge
Leben von 22 Schülern in einem Autobahntunnel. Abrupt und bisher noch
ohne jede Erklärung. Es scheint keine technischen Mängel gegeben zu
haben, und auch alle Vorschriften wurden anscheinend eingehalten. Es
wird möglicherweise noch lange dauern, bis die Experten herausfinden
können, warum der Reisebus unvermittelt in eine Betonwand raste. Die
Klärung dieser Frage mag einem belanglos erscheinen, kann sie doch
nichts mehr am Tod der Kinder und ihrer erwachsenen Begleiter ändern.
Aber sie ist immens wichtig. Nicht nur, um eine mögliche Fehlerquelle
für die Zukunft auszuschalten. Sondern auch, weil sie den
unermesslichen Verlust rational begreifbar machen kann. Vielen
Angehörigen, das zeigen die Erfahrungen, kann dieses Wissen helfen,
den Verlust zu verarbeiten. Und zu trauern. Der erschütternde Tod von
22 Kindern sollte uns alle nachdenklich machen. Wir verwenden das
Wort „Krise“ gerne überreichlich. Wir übersehen dabei gerne die
wahren menschlichen Krisen. Sie offenbaren das, was im Leben wirklich
zählt.

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