In Tunesien nahmen die arabischen Revolutionen
ihren Anfang, nun scheint das Land an einem Abgrund zu stehen. Seit
Monaten gärt es, die politische Auseinandersetzung wird immer
radikaler, gewaltbereite Hassprediger erobern die Moscheen. Der Staat
mit seiner neuen, von den Islamisten dominierten Regierung geht
dagegen nur zögerlich vor. Der Demokratisierungsprozess, der in
Tunesien zunächst auf einem sehr guten Weg schien und zu einer breit
akzeptierten neuen Verfassung führen sollte, ist praktisch nicht mehr
existent. Da ist ein brutaler politischer Mord, wie er jetzt
geschehen ist, der berühmte Tropfen, der das Fass überlaufen lässt.
Um diese Situation zu entschärfen, müssen die regierenden Islamisten
dringend die gewaltbereiten Fanatiker in ihren eigenen Reihen
kaltstellen. Es handelt sich um eine Minderheit, die den mehrheitlich
gemäßigt eingestellten Tunesiern ihre radikalen Vorstellungen
aufzwingen will. Und es muss ebenso dringend etwas gegen die prekäre
wirtschaftliche Lage der meisten Tunesier getan werden. Eine
Regierung aus Parteilosen ist in dieser Lage eine gute Idee.
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