Rheinische Post:Überfrachtete Runde

Mit dem gestrigen Arbeitgeberangebot sind die
Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie noch einmal
deutlich schwieriger geworden. Nicht so sehr die unterschiedlichen
Vorstellungen beim Lohn, sondern die Haltung zu den qualitativen
Themen wird entscheiden, wie schnell der Abschluss kommt: So will
sich die IG Metall bei der Übernahme von Azubis nach eigenen Worten
„keinen Millimeter weit“ bewegen, während die Arbeitgeber nicht
einmal Regelungsbedarf sehen. Noch schwieriger ist die Frage nach den
Leiharbeitern: Zwar sind beide Seiten dafür, dass diese besser
bezahlt werden, womit ihr Einsatz künftig für Unternehmen
unattraktiver wird. Für diesen Verlust an Flexibilität wollen die
Arbeitgeber aber einen Ausgleich durch längere Befristungen und mehr
Spielraum bei der Arbeitszeit ihrer Stammbelegschaft. Das wird die IG
Metall nicht mitmachen. Selten war eine Metall-Tarifrunde derart
vertrackt. Die Einigkeit beider Seiten in der Krise scheint vorbei zu
sein. Die IG Metall, die sich zuletzt bemühte, das Image einer
besonnenen Industriegewerkschaft aufzubauen, wird sich am Ende fragen
müssen, ob sie mit den drei Themen Lohn, Leiharbeit und
Azubi-Übernahme diese Runde überfrachtet hat.

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