Aus westlicher Sicht ist es nicht
nachvollziehbar, dass die Empörung über ein lächerliches Filmchen aus
den USA eine Gewaltwelle in den islamischen Staaten ausgelöst hat,
die heute mit den Freitagsgebeten sogar noch heftiger werden könnte.
Es ist unheimlich, wie schnell Menschen gegeneinander aufzuhetzen
sind. Doch die geistigen Brandstifter beider Seiten haben, verbunden
in gegenseitigem Hass, erfolgreich zusammengewirkt. Christliche und
jüdische Sektierer wie Islamisten machen sich dabei zunutze, dass
sich beide Welten fremder nicht sein könnten: Im Islam dominiert die
Religion streng alle Lebensbereiche, was mit westlichen Werten wie
Meinungsfreiheit oder Toleranz nicht vereinbar ist. So weigert sich
Youtube, das Video aus dem Internet zu nehmen – angesichts der vielen
Toten ein Skandal, aber eben nicht so einfach staatlich anzuordnen,
was wiederum die empörten Muslime nicht verstehen. Es muss alles
getan werden, um die Proteste zu stoppen. Bittere Armut und mangelnde
Bildung sind die gefährlichen Waffen der islamistischen Scharfmacher,
Hunderttausende in Flüchtlingslagern und Koranschulen ihre willigen
Kämpfer. Die verunsicherten arabischen Revolutionsregierungen
versagen: Sie warnen vor Gewalt, verurteilen aber zugleich den Film
scharf und geben den Protesten damit neue Nahrung. Die Zeichen stehen
auf Sturm.
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