Die Erkenntnis, dass hinter ständigen
Verspätungen auf einer bestimmten Bahnstrecke System steckt,
verringert den Ärger der Reisenden nicht wirklich, aber es lässt
Hoffnung auf Abhilfe keimen. Dem Beseitigen von Mängeln geht eben das
Aufspüren voraus. Es bleibt deshalb ein Rätsel, warum die Deutsche
Bahn nicht selbst ihre Pünktlichkeitsdaten offensiv ausgewertet hat.
Sie ermöglichte damit Datenjournalisten ein Bravourstück mit dem
„Zugmonitor“. Das Ergebnis fiel so übel nicht aus („Derzeit geradezu
sensationell pünktlich“ / „Schon bei fünf Minuten beginnt das
Nörgeln, dabei vertrödelt jeder Deutsche jedes Jahr 60 Stunden im
Stau“), was die Fremdauswertung der von der Bahn selbst
bereitgestellten Daten umso unverständlicher erscheinen lässt. Die
Ergebnisse zeigen, wo die Mängel liegen. Neben den Unzulänglichkeiten
des Fuhrparks, die bekannt sind, treten vor allem die Engpässe im
Netz hervor. Zwei Drittel des Verkehrs finden auf einem Drittel des
Netzes statt. Darauf sind die Schienenwege allerdings kaum ausgelegt.
Und die meisten Milliardenprojekte, an denen zurzeit gebaut wird,
gehören nicht zu den neuralgischen Punkten. Es wird zu viel an der
falschen Stelle investiert.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621