Rheinische Post: Wir sind Europa

Mitten im Gezerre um die Euro-Rettung mahnt uns
der Friedensnobelpreis für die Europäische Union, dass es bei Europa
eben doch um mehr geht als nur um Geld. Die Versöhnung einstiger
Feinde hat dem Kontinent eine historisch lange Friedensperiode
beschert. Die Auszeichnung ist aber nicht nur ein Lob für sechs
Jahrzehnte Aussöhnungspolitik. Sie ist auch eine Aufforderung zum
Handeln und eine Verpflichtung, das Erfolgsprojekt der Gründe
weiterzuentwickeln. Die Schuldenkrise entzweit zunehmend Geber- und
Nehmerländer. Sie gefährdet jene Basis, die Europa seit jeher stark
machte: Den Willen zum Miteinander, zum Kompromiss. Der Euro muss
durch eine politische Union ergänzt werden, um stark und stabil zu
bleiben. Dieses Mehr an Integration ist aber nur durchsetzbar, wenn
das Elitenprojekt Europa endlich demokratisch geerdet wird. Auch
deshalb geht der Nobelpreis an alle 500 Millionen EU-Bürger. „Wir
sind Europa“, lautet der Auftrag aus Oslo. Ein direkt vom Volk
gewählter EU-Präsident wäre ein erster Schritt zu solch einem Europa
der Bürger.

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