Rheinische Post: Wirtschaftsweiser Bofinger warnt Verfassungsrichter vor langem Zögern / „Gravierender Schock für den Euro-Raum droht“

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat das
Bundesverfassungsgericht davor gewarnt, die Entscheidung über die
Eilanträge gegen den Euro-Rettungsschirm ESM zu lange hinauszuzögern.
„Wir haben jetzt schon eine sehr labile Situation im Euro-Raum. Die
Risikoaufschläge für Spanien erreichen wieder eine sehr kritische
Höhe“, sagte Bofinger der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen
Post“ (Mittwochsausgabe). „Würden die Richter den ESM stoppen oder
auf die lange Bank schieben, wäre das ein gravierender Schock für den
Euro-Raum“, warnte das Mitglied im Sachverständigenrat zur
Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR). Bofinger
widersprach der Einschätzung, dass die Euro-Rettung für Deutschland
mehr Gefahren berge als das Auseinanderbrechen der Euro-Zone. „Wir
sind der Auffassung, dass die mit dem Ende des Euro einhergehenden
Gefahren für Deutschland weitaus höher sind als die Risiken, die sich
aus einer begrenzten Gemeinschaftshaftung ergeben können“, sagte
Bofinger. „Wer glaubt, dass man diese systemische Krise des Euroraums
überwindet ohne jegliche Haftung für andere Länder, ist naiv“, so der
Würzburger Währungsexperte. Bofinger forderte Ifo-Chef Hans-Werner
Sinn und den Dortmunder Wirtschaftsstatistiker Walter Krämer auf,
öffentlich Farbe zu bekennen. „Herr Sinn und Herr Krämer glauben
offensichtlich nicht mehr an die Wirksamkeit von Verträgen zwischen
den Euro-Ländern. Sie scheinen jegliches Vertrauen verloren zu haben.
Wenn das so ist, dann sollten sie auch sagen, Deutschland solle
lieber aus dem Euro austreten“, sagte Bofinger.

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