Man weiß nicht, was man mehr bestaunen soll:
die technische Fertigkeit und die Uhrwerks-Präzision, mit der Chile
seine Bergleute aus der Unterwelt ans Tageslicht zurückholt; oder was
Menschen in einer existenziellen Lebensprüfung aushalten können. Für
die Welt ist das, was heute hoffentlich gut zu Ende gehen wird, ein
berührendes, bewunderungswürdiges Ereignis, Zeugnis von Tapferkeit
obendrein. Die Geretteten erleben in äußerlich stabiler Verfassung
ihren Eintritt ins Licht als Wiedergeburt. Viele, die seit gestern
die faszinierenden Bilder und ergreifenden Wiedersehens-Momente
verfolgen, verwenden wie Chiles Staatspräsident das aus der Mode
gekommene Wort Wunder. Deutsche, die im Herbst 1963 die legendäre
Kumpel-Bergung von Lengede erlebt haben, mögen sich an die berühmte
Zeitungsschlagzeile „Gott hat mitgebohrt“ erinnern. Lengede 1963,
Chile 2010 lehren einmal mehr, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde
gibt, die unser Schulwissen übersteigen. Auch eine rein irdische
Lektion, nein, ein Befehl wird politisch Verantwortlichen und
Bergwerksbetreibern erteilt: Sorgt für mehr Sicherheit unter Tage.
Minenarbeit ist in Chile, aber eben nicht nur dort, ein Höllenjob.
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