Rheinische Post: Zeichen aus Cancun

Kommentar Von Franz Alt

In der Schlussphase gab es dann doch noch eine
positive Überraschung: Der Klimagipfel in Cancun fasste in der
letzten Nachtsitzung drei wichtige Beschlüsse: Alle 190
Teilnehmerstaaten sind sich erstmals einig, dass die globale
Temperatur nicht mehr als zwei Grad ansteigen darf. Außerdem wurde
ein globales Waldschutzprogramm beschlossen und ein „grüner Fonds“,
mit dem die Wald-Rettung finanziert werden soll und die armen Länder
ihre Klimaschutz-Maßnahmen bezahlen können. Ab 2020 sollen sie von
den Industriestaaten dafür 100 Milliarden Dollar erhalten – jährlich!
Das wäre ein gewaltiger Fortschritt. Bei der nächsten Konferenz, 2011
in Südafrika, soll ein Nachfolge-Protokoll zum Kyoto-Prozess
beschlossen werden. Diesen überraschenden Kompromiss hatten die
meisten Konferenzbeobachter und vor allem die kritischen
Umweltverbände nicht mehr für möglich gehalten. Die UNO hat sich in
Cancun in letzter Minute als handlungsfähig erwiesen und der Welt
gezeigt, dass wenigstens kleine Fortschritte beim „Überlebensthema
der Menschheit“ (Angela Merkel) im Kampf gegen den Klimawandel
möglich sind. Die Weltklimakonferenz hat erneut offenbart, dass der
politische Fortschritt eine Schnecke ist, aber immerhin bewegt sich
die Schnecke jetzt in die richtige Richtung. Entscheidend wird –
wieder einmal – sein, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt werden und
ob den schönen Worten künftig auch Taten folgen. Immerhin: Schon Ende
Oktober hat die UNO-Artenschutzkonferenz große Fortschritte erzielt –
und jetzt der Klimagipfel wiederum kleinere. Das Trauma von
Kopenhagen 2009, das totale Desaster der letzten Weltklimakonferenz,
scheint überwunden. Jetzt müssen Bürger und Bürgermeister, nationale
Regierungen und Firmen konkret und praktisch umsetzen, was die UNO in
Cancun beschlossen hat. Neue Wohlstandsformen jenseits der alten
Wachstumsideologien müssen ausprobiert und realisiert werden.
Wenigstens noch eine Hoffnung – und eine Gnadenfrist für das Leben
auf unserem Planeten.

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