Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Es ist der Film, den sie beide gesehen und geliebt haben:
„Ziemlich beste Freunde“, diese wunderbare Geschichte eines
querschnittsgelähmten französischen Aristokraten und seines Pflegers,
der aus der harten Welt der Pariser Vorstädte stammt, hat Angela
Merkel und François Hollande ebenso verzaubert wie Millionen
Kinobesucher in Deutschland und Frankreich. Nun wollen auch die
Bundeskanzlerin und der neue französische Präsident Freunde werden,
obwohl sie so vieles trennt. Beide werden sie dabei über ihren
Schatten springen müssen, Merkel vielleicht sogar ein bisschen mehr.
Denn was jahrzehntelang galant kaschiert wurde, ist in der Krise
offensichtlich geworden: Deutschland dominiert diese historische
Partnerschaft, Frankreich fällt zurück – und leidet daran. Das darf
aber in Berlin nicht zu falschen Schlussfolgerungen führen. Unsere
Stärke ist nur geborgt. Gegen Frankreich vermag Deutschland in Europa
nicht viel, und ohne Europa sind wir in der Welt gar nichts. Unser
Verhältnis war nie unkompliziert, da mischten sich immer schon
Zuneigung und Rivalität, es wurde um Agrarsubventionen gefeilscht, um
Posten und Einfluss. Aber diesmal geht es um mehr, es geht ums Ganze.
Europas größte Krise wird zur ganz großen Bewährungsprobe für die
deutsch-französische Partnerschaft. Wenn es hakt, sollten Merkel und
Hollande ruhig einmal an Adenauer und De Gaulle denken. Schaden kann
es nicht.
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