Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert die
Aussage von Naomi Campbell im Prozess gegen Charles Taylor: „Ein
mächtiger Mann schenkt einer schönen Frau teure Steine. Eine
unbedeutende Episode in einem Milieu aus Prominenz und Geld – und
doch die Schlüsselszene im Prozess gegen Charles Taylor? Ihm wird
vorgeworfen, dass auf seinen Befehl Menschen verstümmelt und ermordet
wurden, Kindersoldaten versklavt und Frauen vergewaltigt. Fast
absurd, wie viel Wert die Anklägerin auf jene Steine legt, die nachts
unter mysteriösen Umständen zu Naomi Campbell fanden. In Den Haag hat
sich das Model selbst der Lüge bezichtigt: Bislang stritt sie ab, je
Diamanten erhalten zu haben. Nun, unter der Androhung einer Strafe,
ist sie gesprächiger – und gibt doch nur preis, was schon bekannt
war. Nennt Zeugen, die längst selbst reden. Deutet an, dass sie
ahnte, dass an den Steinen Blut klebte (weshalb sie sie ja auch
gleich weiterverschenkte). Einen Beweis gegen Taylor liefert sie
nicht. Es steht nicht gut um dieses Tribunal – wie um den
„Kimberley-Prozess“, ein Maßnahmenbündel, das den Handel mit
Blutdiamanten stoppen soll. Dass Zertifikate über „saubere“ Herkunft
leicht zu fälschen sind, ist bekannt. Aber vom Zwischenhändler in
Afrika bis zum Juwelierkunden hierzulande fragt niemand gerne nach,
wo die Preziosen genau herkommen. So wie Naomi Campbell in jener
Nacht.“
Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0