Von Christian Altmeier
Guido Westerwelle hat die FDP mit seinen Gedankenspielen über
einen möglichen Rückzug vom Parteivorsitz gehörig aufgeschreckt. Es
ist kaum anzunehmen, dass einem so erfahrenen Politiker eine derart
brisante Äußerung einfach so herausrutscht – und das vor
Journalisten. Vielmehr dürfte es sich bei dem öffentlich gewordenen
Wunsch nach mehr Anerkennung um eine klare Ansage an seine eigene
Partei handeln. Denn der nach den katastrophalen Umfragewerten der
vergangenen Wochen in die Kritik geratene Vorsitzende weiß, dass
derzeit kein Konkurrent bereitsteht, um ihn an der Parteispitze
abzulösen. Generalsekretär Christian Lindner ist zu jung,
Gesundheitsminister Philip Rösler muss sich bei der Gesundheitsreform
erst noch bewähren und dem überraschend zum heimlichen Star der FDP
im Kabinett avancierten Wirtschaftsminister Rainer Brüderle fehlt es
an Wortgewandtheit und Ausstrahlung. Folglich bleibt den Liberalen
nun gar nichts anderes übrig, als die Reihen hinter ihrem
Vorsitzenden zu schließen. Wenn die Umfragewerte der Liberalen im
Keller bleiben und die Partei im kommenden Jahr Wahlen – etwa in
Baden-Württemberg – verliert, dürfte dieser Erfolg jedoch nur von
kurzer Dauer sein. Ob Westerwelle dann tatsächlich freiwillig geht,
muss sich aber erst noch zeigen. Denn das wäre der Anfang vom Ende
seiner politischen Laufbahn.
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