Von Christian Altmeier
Der Einsatz der Isaf-Truppen in Afghanistan ist für die
Regierungen der westlichen Staaten immer schwieriger zu
rechtfertigen. Die eigene Bevölkerung lehnt die Entsendung der
Soldaten an den Hindukusch mehrheitlich ab. Die Afghanen betrachten
die internationalen Militärs nicht erst seit den jüngsten Vorfällen –
wie der Koranverbrennung oder dem Amoklauf eines US-Soldaten – als
unerwünschte Besatzer. Und nun fordert auch noch der afghanische
Präsident den früheren Abzug der Isaf. Dass sich ausgerechnet Karsai
gegen die westlichen Truppen wendet, überrascht allerdings schon.
Schließlich dürfte er ohne deren Unterstützung kaum in der Lage sein,
sich lange im Amt zu halten. Es stellt sich daher die Frage, wie
ernst der als sprunghaft geltende afghanische Präsident die Forderung
tatsächlich meint. Womöglich richten sich seine markigen Worte eher
an die eigene Bevölkerung als an die Isaf-Truppen – denen er damit
freilich nicht hilft. Der Westen könnte die Steilvorlage nutzen, um
den ungeliebten Einsatz schneller als geplant zu beenden. Doch dazu
gehört das offene Eingeständnis, dass der Krieg am Hindukusch
verloren ist – und nur noch die Leben der eigenen Soldaten zu retten
sind, die bis 2014 noch in Afghanistan fallen würden. So weit
scheinen die Regierungen aber noch nicht zu sein.
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