Der Chef des Hamburgischen
WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, rät der
europäischen Politik nach dem angekündigten Referendum in
Griechenland zu mehr Gelassenheit. „Mir macht Sorgen, dass sich die
Politik von der kurzfristigen Entwicklung auf den Finanzmärkten
treiben lässt, anstatt nüchtern einen strategischen Kurs zu
verfolgen“, sagte Straubhaar der „Saarbrücker Zeitung“
(Donnerstag-Ausgabe).
Er halte es für klug, das griechische Volk über das Rettungspaket
entscheiden zu lassen, so Straubhaar weiter. „Die anderen Euro-Länder
hätten sich sowieso in die Tasche gelogen, wenn sie glaubten, dass
die Griechen die einschneidenden Sparmaßnahmen einfach so schlucken
würden“.
Dass Länder wie Italien, Portugal oder Spanien bei einem „Nein“
der Griechen ebenfalls in den Abgrund gerissen werden könnten, hält
der Wirtschaftsexperte für wenig wahrscheinlich. Die
Ansteckungsgefahr könnte sich durch den Volksentscheid eher
verringern, meinte Straubhaar. „Denn wenn Griechenland tatsächlich
eine ungeordnete Insolvenz in Kauf nimmt, werden die dramatischen
Folgen für die dortige Bevölkerung eine abschreckende Wirkung auf
andere entfalten“. Die Menschen in den übrigen Euro-Ländern könnten
dann zu größeren Sparopfern bereit sein, als das jetzt der Fall sei,
sagte Straubhaar.
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