Der griechische Präsident Papoulias fühlt sich
entehrt von Wolfgang Schäuble. Ein Schuldner muss seinen Gläubiger
nicht lieben, trotzdem hätte dem greisen Staatsoberhaupt mehr Demut
gut angestanden. Immerhin bewahren Deutschland und seine Verbündeten
in Nordeuropa Griechenland seit zwei Jahren vor dem Bankrott. Sie
selbst gehen beträchtliche Risiken ein und erhalten dafür – Hohn und
Hass. Demonstranten verbrennen in Athen Deutschlandfahnen, Beamte
sabotieren den Umbau des Staates, Politiker brechen systematisch
Versprechen. Nein, Schäuble ist kein Schandmaul, wenn er am
Sparwillen der Griechen zweifelt. Er untertreibt sogar.
Wie wütend wäre Papoulias wohl, wenn der Finanzminister wirklich
die Wahrheit sagte? Dass Athens Pleite unabwendbar ist, dass sich die
Elite den Staat zur Beute gemacht hat und dass die Verwaltung ebenso
pflichtvergessen wie einfältig agiert.
Papoulias macht sich in der Rolle des gekränkten stolzen Griechen
lächerlich. Gipfel für Gipfel führt die Kanzlerin vor, dass kühle
Diplomatie mehr bewirkt als gefühlsduselige Wutreden. Deshalb dürfen
die Deutschen auch nicht der Versuchung erliegen, eingeschnappt
zurückzukeilen – oder den Griechen gar die Unterstützung aufkündigen.
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