Die Erhöhung der Renten ist keine Wohltat. Sie
ist überfällig, wenn sich die Regierenden nicht weiter dem Vorwurf
der sozialen Kälte aussetzen wollen. Der Umgang mit den Alten ist ein
Gradmesser für den Zustand eines Gemeinwesens. Auf diesem Feld hat
sich Schwarz-Gelb bisher nicht mit Ruhm bekleckert.
Die Rentner-Wirklichkeit sieht nämlich anders aus, als die
Erfolgsmeldungen aus den Fensterreden vorgaukeln. Es gibt reichlich
alte Leute, denen die nun angekündigte Aufbesserung nicht einmal jene
22 Euro einbringt, die auf eine Durchschnittsrente fällig werden. Wer
nur seine Heizungsabrechnung anschaut, der wird merken: Von
übertriebenen Wohltaten kann keine Rede sein, auch wenn
Arbeitgeber-Funktionäre schon wieder nach Kostendämpfung rufen.
Genauso irreführend ist die Feststellung, dass nun die höchste
Rentenanpassung seit 15 Jahren ins Haus stehe. Das stimmt nur, weil
Rentner in diesen Jahren in die Sparpflicht genommen wurden, als
lebten sie in Saus und Braus. Und als hätte die Politik ihrer
Altersklasse nicht einen guten Teil der Kosten für die Einheit der
Deutschen aufgebürdet.
Für Jubel besteht also kein Anlass. Eher für Nachdenken über
Auswege, die künftigen Generationen Altersarmut ersparen. Mit
windigen Riester-Verträgen ist es dabei wohl nicht getan. Und auch
nicht mit der Hoffnung, dass die Jungen nicht merken, wie wenig im
Alter auch ihre Interessen zählen werden, wenn nicht gerade ein
Wahljahr ins Haus steht.
Schöne Worte, die über den Tag hinaus gelten, müssten also auf
eine Lebenswirklichkeit zielen, die Älteren eine echte Chance in der
Arbeitswelt gibt. Und sie dürfen die Wahrheit nicht verschweigen,
dass Altersvorsorge keinen Raum für Beitragskürzungen lässt, wenn sie
nicht zum Almosen verkommen soll. Sonst wird das Gerede vom
Generationenvertrag schnell zur Farce. Zumal, wenn es nicht endlich
auch überzeugende Antworten auf die Not der Frauen gibt, die von
Altersarmut ganz besonders betroffen sind.
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