Schwäbische Zeitung: Die Partner von morgen – Kommentar

Keine Kritik von innen – keine Kritik von außen:
Die Kreml-Gewaltigen um Wladimir Putin reagieren brüsk, wenn sie sich
– im weitesten Sinne – gestört fühlen. Die neuen Anwürfe gegen den
deutschen Russland-Koordinator passen in diese Strategie. Aber
Schockenhoff tut gut daran, bei seiner Linie zu bleiben, sowohl aus
grundsätzlichen Erwägungen als auch aus solchen, die man taktisch
nennen könnte. Grundsätzlich muss eine Partnerschaft, wenn sie den
Namen verdienen soll, Kritik aushalten. Mehr noch: Sie ist eine
Voraussetzung für die Fortentwicklung eines gedeihlichen
Miteinanders. Das will dieses autoritäre Regime um Putin
offensichtlich nicht begreifen. Taktisch liegt Schockenhoff richtig,
weil ein Russland à la Putin kein Zukunftsmodell darstellt. Putin
wird die Entwicklung hin zu einer Zivilgesellschaft behindern können,
aufhalten kann er sie nicht. Deshalb ist es richtig, die Kontakte zu
einer sich formierenden Mittelschicht zu pflegen und auszubauen. Aus
ihr werden die Partner von morgen hervorgehen. Wer aus
wirtschaftlichen Erwägungen heraus allzu viel Rücksicht nimmt auf den
Kreml-Herrscher, der verspielt Zukunftschancen.

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