Nun hat sie es doch getan. Nach einem langen
Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Annette Schavan ihren
Rücktritt vom Amt der Bundesbildungsministerin erklärt.
Das ist zunächst einmal ein Verlust für die Bildungs- und
Forschungslandschaft in Deutschland, auch wenn einige ihrer
Bildungsreformen nicht unumstritten waren. Es ist auch eine
persönliche Tragödie für eine Politikerin, die demütig blieb, den
Glamour mied und für eine Sache arbeitete.
Schavan war als Politikerin eine Art Gegenentwurf zu den Wowereits
und den zu Guttenbergs in diesem Land. Aber im Fall Schavan gab es
einen Punkt, von dem an nur noch ein Rücktritt möglich schien, trotz
aller Unterstützung aus der akademischen Welt und aus der Politik. Es
gehört eben zum Wesen der Politik in einer Demokratie, dass sie sich
an ihren eigenen Maßstäben messen lassen muss.
Annette Schavan, die als Vertraute der Bundeskanzlerin gilt, hatte
die Latte ziemlich hoch gelegt, als sie seinerzeit erklärt hatte, sie
schäme sich für zu Guttenberg. Doch im gleichen Interview mit der
Süddeutschen Zeitung hatte sie damals auch erklärt, ein jeder
verdiene eine zweite Chance.
Die hat Schavan nun von der Bundeskanzlerin nicht bekommen. Und
diese aus einem zutiefst humanistischen oder christlichen
Menschenbild stammende Einstellung zeigt auch, was das Land mit dem
Rücktritt von Schavan verliert. Es ist schade um eine Politikerin,
die, anstatt zu polarisieren, lieber vorwärts gemacht hat, die etwas
geschaffen hat.
Mehr als über die Bundeskanzlerin oder Schavan zeigt dieser Fall
aber über unser Land. Es herrscht eine Ereiferungsstimmung, die
selbstgerecht den Zeigefinger hebt.
Die Unerbittlichkeit, mit der kleingeistige Erbsenzähler in der
Dissertation der Ministerin geforscht haben, offenbart ein Klima der
Intoleranz und der Unerbittlichkeit, wie es das in Deutschland
eigentlich nicht mehr geben sollte. Schaden genommen haben alle, die
Ministerin, die Kanzlerin, das Land.
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