Schwäbische Zeitung: Gute Inszenierung – Kommentar

Es war eine gute Inszenierung: Die Grünen
präsentieren sich als neue Kraft der Mitte: Eine Partei der
Kretschmanns und Kuhns, in der sich zartlinke Inhalte mit urbaner
Bürgerlichkeit verbinden. Eine schrecklich nette Familie, in der sich
von der Basis bis zur Spitze alle ganz furchtbar lieb haben, in der
die Urwahl-beschädigte Claudia Roth mit vielen Prozenten getröstet
wird und der Unruhestifter Boris Palmer keinen Platz in der Spitze
hat. Eine gleichzeitig wertkonservative und basisdemokratische Partei
– wer braucht da noch die CDU?

Der Realität hält die Inszenierung nicht stand: In der Berliner
Zentrale sind die Gräben tief, Wahlkampfmanagerin Steffi Lemke ist
kaltgestellt, die Rehabilitation Claudia Roths heuchlerisch. Auch an
der Basis köchelt es: Ob Beschneidung oder Gorleben – spaltende
Themen wurden in Hannover nur vertagt. Und wie Cem Özdemir der Union
Wähler abwerben will, ohne sich inhaltlich der CDU anzunähern, verrät
er nicht. Genau dies wäre aber spannend, zumal Angela Merkel immer
wieder grüne Kernthemen abräumt.

Die Grünen wollen 2013 im Bund regieren – das haben sie in
Hannover klargestellt. Wie die Partei dahin kommen kann und welche
Kröten sie zu schlucken bereit ist, das hat die Spitze in Hannover
offen gelassen.

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