Schwäbische Zeitung: Hängepartie schadet Schavan – Kommentar

Annette Schavan ist in der Bredouille.
Monatelang hat sie zu Plagiats-Vorwürfen geschwiegen. Denn als
Wissenschaftsministerin konnte und wollte sie nicht den Eindruck
vermitteln, sie gebe der Universität Düsseldorf den Kurs vor. Jetzt
ist sie durch die Vorab-Veröffentlichung des Gutachtens eines
Professors in Verlegenheit gekommen.

Sie muss diese Vorwürfe parieren, kann dies aber erst dann tun,
wenn sie von der Universität Düsseldorf zu einer Stellungnahme
eingeladen wird. Sicherlich würde sie das Ganze gerne beschleunigen,
aber sie ist nicht Herr des Verfahrens. Je länger aber solche
Vorwürfe in der Welt sind, desto größer ist die Gefahr, dass auch
etwas hängen bleibt. Gleichzeitig halten sich ihre Parteifreunde
zurück. Das liegt zum einen daran, dass Annette Schavan keine starke
Hausmacht in der CDU hat.

Zum anderen ist vielen die Affäre zu Guttenberg noch in
Erinnerung. Die Vorwürfe gegen Schavan wiegen sehr viel weniger
schwer. Keiner behauptet, dass sie seitenweise plagiiert hätte.
Deshalb wird es höchste Zeit, dass sie die Gelegenheit erhält, vor
der Universität Düsseldorf Stellung zu nehmen. Denn jeder Tag, an dem
die Hängepartie weiter geht, ist ein schlechter Tag für Schavan.

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