Die radikalislamische Hamas schießt
selbstgebaute Raketen auf Israel. Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu denkt gemeinsam mit seinen Verteidigungsexperten über eine
erneute militärische Besetzung des Gazastreifens nach. Wenn dann noch
palästinensische Raketen auf Jerusalem niedergehen, zeigt das, welch
neue Qualität dieser Konflikt bekommt. Denn auf die Heilige Stadt der
drei großen monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und
Islam – zu schießen, ist ein Frevel.
Nachgeben, auf den anderen zugehen, kann in einer solchen
Situation eigentlich nur der Stärkere. Das ist Israel. Aber nach den
tragischen Ereignissen der letzten Wochen – der Ermordung
israelischer Talmudschüler durch radikale Palästinenser und dem
Racheakt an einem arabischen Jugendlichen – wirkt das wie ein
Gesichtsverlust. Die ungleichen Brüder, die Israelis und
Palästinenser, befinden sich, wie schon so oft, in einer schier
aussichtslos erscheinenden Situation.
Die israelische Führung steckt in einer Zwickmühle. Die
gefährlichen Provokationen der Hamas sollen deren Rückhalt in der
Bevölkerung stärken. Sie will die Bewohner des Gazastreifens hinter
sich einen und weiter an ihrem postulierten Ziel arbeiten, den Staat
Israel zu zerstören. Gleichzeitig brauchen die Israelis einen
Ansprechpartner unter den Palästinensern. Im Westjordanland ist das
der alternde Präsident Mahmud Abbas. Aber im Gazastreifen kann das
nur die radikale Hamas sein.
Bei allem Verständnis für Israels Bedürfnis nach
Selbstverteidigung: Sie wären die Einzigen, die versuchen könnten,
die Lage zu deeskalieren. Allein: Sie werden es nicht tun. Der
israelische Schriftsteller David Grossmann bezeichnet diese
Unfähigkeit in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ auch als die
„Logik der Verzweiflung“.
Aus diesem Verständnis, dass es sich nicht lohnt mit den
Palästinensern oder gar der Hamas zu verhandeln, dürfte die Gewalt in
den nächsten Tagen weiter eskalieren. Wir in Europa schauen zu,
ratlos wie alle Beteiligten.
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