Wenn SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann die
Kritik eines Linken-Politikers an Bundespräsident Joachim Gauck mit
Schmähungen der Nazis gegen den sozialdemokratischen
Reichspräsidenten Friedrich Ebert vergleicht, spitzt er natürlich zu.
Die Bezeichnung „widerlicher Kriegshetzer“ indes, die jener
brandenburgische Landtagsabgeordnete für Gauck wählte, ist nicht
einfach nur pointiert, sondern schlichtweg widerwärtig.
Wer Gauck allen Ernstes unterstellt, er rede mit seinem Aufruf,
Deutschland müsse weltweit mehr Engagement zeigen, dem Militarismus
oder gar Angriffskriegen das Wort, ist entweder bösartig oder hat
nichts begriffen. Bei der Linkspartei liegt Letzteres nahe.
Die gleiche Partei, die für die militaristische russische
Kraftprotz-Politik zuletzt viel Verständnis zeigte, beschuldigt nun
Gauck der Kriegstreiberei. Und ausgerechnet die Nachfolger der SED,
jener Partei, die eine Diktatur samt Schulfach Wehrkundeunterricht
und uniformierter Jugendorganisation aufgebaut hatte, geben sich
immer wieder als Friedenstauben – zumindest, solange der Westen
Adressat ihrer Kritik ist.
Ebert wurde indes nicht nur von den Nazis geschmäht. Auch
Kommunisten überzogen ihn mit Hass, nannten Sozialdemokraten
„Sozialfaschisten“. Auch dadurch erstarkten die Nazis. Das hätte
Oppermann ruhig noch anführen können.
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